Der Kurier schreibt in der Printausgabe vom 11.08.2008
und Online in einem Artikel vom 11.08.2008 um 09:40 | Michael Huber | MH:
Wenn Popstars eine Starthilfe brauchen
Der österreichische Musikfonds fördert die Pop-Szene und verwischt dabei die Grenzen zwischen Kunst und Wirtschaft.
Zweitfrau Sängerin Diana Lueger findet, dass gerade kommerziell aussichtsreiche Acts Förderung brauchen
Foto: Strange Cat RecordsMan darf nicht glauben, dass Pop automatisch funktioniert und dass die Musiker alle reich sind“, sagt Diana Lueger. Die Sängerin der Band „Zweitfrau“ arbeitet seit fünf Jahren an ihrer Pop-Karriere und hat mit geradlinigem deutschem Pop und einem glamourös-frechen Image schon gewissen Star-Status erreicht. Allein: Um so weit zu kommen, war Hilfe nötig.
„Die Popkultur kann alleine fast nicht mehr existieren, weil der CD-Markt vollkommen zusammenbricht“, sagt Lueger. „Da sind Förderungen essenziell.“Zweitfrau konnten bei ihrem Debütalbum, einer Video-Produktion und einer Tournee auf Unterstützung des Österreichischen Musikfonds bauen. Seit 2005 hat der Fonds jährlich 600.000 Euro zur Förderung von Album-Produktionen zur Verfügung, 2007 kamen 100.000 Euro „Tour-Support“ hinzu.
Grundsätze
Bei der Auswahl zählen neben künstlerischen Kriterien auch die Marktchancen des geförderten Produkts. Seit jeher fördert der Fonds so auch eine grundsätzliche Debatte: Wie viel Unterstützung braucht kommerzielle Musik? Wo endet die Kunst, wo beginnt die Wirtschaft?„Ich kann in Zeiten wie diesen nicht mehr zwischen Kultur und Wirtschaft unterscheiden“, sagt Harry Fuchs, Geschäftsführer des Fonds. „Die Jury sagt: Wir fördern auch Nischen, aber wir wollen eine Vermarktungschance in diesem Stilfeld.“
Tatsächlich hat der Fonds die Skepsis einiger Kritiker ausgeräumt. „Man hat befürchtet, dass Geld an jene geht, die es eh nicht brauchen“, sagt der Musikmanager Charlie Bader. „Da ist der Fonds überraschend vielfältig.“ Mit einigen Künstlern – etwa dem Songwriter Ernst Molden – ist Bader beim Fonds abgeblitzt, bei den Entscheidungen und Begründungen wünscht er sich mehr Transparenz.
Im Schnitt gibt der Fonds 12.000 Euro für eine CD-Produktion aus, maximal werden 50.000 Euro ausgeschüttet. 18,6 Prozent der Gelder gingen an Produktionen von Major-Labels. Unter den Geförderten finden sich Alternative- und Avantgarde-Künstler wie BulBul und Gustav oder Franz Koglmann; am anderen Ende des Spektrums stehen Wolfgang Ambros und das Pop-Duo Luttenberger*Klug.Flügge geworden
„Die beiden sind nun so erfolgreich, dass wir als Fonds nichts mehr weiter tun können“, sagt Fuchs. Für das Duo wäre Vermarktungs-Förderung für das Ausland hilfreich – im Pop-Exportland Schweden sei das Fördersystem in dieser Hinsicht vorbildlich.
Diana Lueger konnte mit ihrem „Zweitfrau“-Album immerhin internationale Kontakte knüpfen, im Oktober erscheint die CD in Deutschland. „Über die Grenzen zu kommen, ist immer schwer“, sagt sie. „Der Fonds ermöglicht, dass man ein Produkt bekommt, das man herzeigen kann.“Artikel vom 11.08.2008 09:40 | Michael Huber | MH